Von Kobolden und Elfen

Sogenannte "rote Kobolde" (siehe Foto) sind schwache Lichtemissionen, die direkt über einem Gewitter schlagartig in die Höhe schießen. Sie haben oft ein pilzartiges Aussehen, sind am oberen Ende (60 bis 100 km) rot und am unteren Ende (40 bis 60 km) blau mit der Gestalt von Tentakeln. Die hellste Region dieses Phänomens liegt im Höhenbereich von 65 bis 75 Kilometern. Gegenwärtige Beweise zeigen, dass rote Kobolde bevorzugt über den Regionen eines Gewitters entstehen, die am Abklingen sind. Ebenso korreliert ihr Auftreten mit kräftigen positiven Wolke-zu-Boden Blitzen. Die Lichtstärke ist vergleichbar mit einem mäßig-hellen Polarlicht.

Bereits mit Beginn der Luftfahrt haben Piloten häufig von diesen Leuchterscheinungen berichtet. Erst in den Jahren 1989 bis 1991 ist es vom Space Shuttle Columbia aus gelungen, Videoaufnahmen dieses Phänomens anzufertigen. Daraufhin nahm die Erforschung roter Kobolde ihren Lauf. Heutzutage zeigen Hochgeschwindigkeitsphotometer (Lichtstärkemessgerät), dass die Dauer dieser Erscheinung nur wenige Millisekunden beträgt. Kein Wunder, dass den Piloten damals kaum Glauben geschenkt wurde.

Ein ebenso seltenes Phänomen sind sogenannte "Elfen", eingedeutscht aus dem Englischen von "Emissions of Light and Very low frequency perturbations from Electromagnetic pulse Sources (ELVES)". Was so viel bedeutet wie "Lichtemissionen und sehr niederfrequente Störungen durch elektromagnetische Pulsquellen". Dies bezieht sich auf die Entstehung des Lichts der "Elfen". Es sind flüchtige, extrem schnell horizontal expandierende Ausleuchtungen der Luftschicht über Gewittern in etwa 90 bis 100 Kilometer Höhe über Grund (Ionosphäre). Sie treten im Zusammenhang mit dem elektromagnetischen Impuls vom Rücklauf eines Wolke-zu-Boden Blitzes auf, wodurch die Stickstoffmoleküle aufgrund der Kollision mit Elektronen zum Leuchten angeregt werden. "Elfen" können einen Durchmesser von 500 Kilometer erreichen und dauern nur eine Millisekunde an, wodurch sie mit dem bloßen Auge nicht sichtbar sind. Lange war nicht klar, welche Farbe "Elfen" besitzen. Heutzutage werden sie als rötlich interpretiert.

Dipl.-Met. Julia Fruntke
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.08.2017

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst