Dunst und Frühnebel

Die auf der Rückseite einer Kaltfront seit der vergangenen Nacht nach Mitteleuropa eingeflossene Meeresluft gelangte unter Hochdruckeinfluss, so dass sie sich vor allem in der mittleren und höheren Troposphäre "adiabatisch" erwärmen konnte. Folglich klarte es nach Abklingen der Niederschläge in der zweiten Nachthälfte von Westen her rasch auf.

Bekanntlich erfolgen die "diabatische", tägliche Erwärmung und die nächtliche Abkühlung der atmosphärischen Grundschicht durch Energiezufuhr vom bzw. Energieabgabe an den Erdboden. Bei ruhigem Hochdruckwetter, also bei sogenannten Strahlungswetterlagen mit sonnigen Tagen und klaren Nächten, sind diese Strahlungsflüsse besonders groß und dominieren das Temperaturregime in den bodennahen Luftschichten. Eine vorhandene Wolkendecke dagegen hemmt die Erwärmung des Bodens durch solare Strahlung am Tage und dämpft seine Abkühlung durch terrestrische Ausstrahlung des Nachts.

Oftmals kühlt es sich bei klarem Nachthimmel oder nur geringer Bewölkung derart kräftig ab, dass in den Luftschichten an oder nahe der Erdoberfläche der Taupunkt erreicht wird und der in der Luft enthaltene Wasserdampf kondensiert. Die dabei frei werdende Kondensationswärme verringert die Abkühlungsrate, so dass generell ein hoher Wasserdampfgehalt der Luft allzu tiefe nächtliche Temperaturminima verhindert. Häufig entstehen dann "feuchter Dunst" oder Nebel, wobei die entstehenden Dunst- oder Nebeltropfen eine Sichtverschlechterung bewirken.

Praktischerweise unterscheidet man Dunst und Nebel anhand der horizontalen Sichtweite in Augenhöhe. Beträgt sie weniger als einen Kilometer, spricht man von Nebel, andernfalls von Dunst. Bei Vorhandensein bestimmter Aerosolteilchen kann die Entstehung von Dunst durch Kondensation von Wasserdampf auch ohne Wasserdampfsättigung erfolgen, die entstehenden Tropfen haben Radien zwischen 0,1 und 1 µm. Bei relativer Luftfeuchte von 100 % bildet sich Nebel. Dessen Tropfengröße hängt von der Menge des vorhandenen Wasserdampfes und der Anzahl der Kondensationskerne ab.

Man findet ein ganzes Tropfenspektrum - leichter Nebel weist Radien von 1 bis 5 µm auf, dichter Nebel hat Tropfenradien von 10 bis 20 µm. Die größten Nebeltropfen in dichtem, nässendem Nebel können mit 50 µm die Größe von Tautropfen erreichen. Wegen der Größe der Nebeltropfen ist die Streuung des Lichtes von seiner Wellenlänge unabhängig - Nebel erscheint also weiß.

Unten finden Sie zwei Kartendarstellungen Deutschlands und seiner Nachbarn vom Sonnabend, den 10.06.2017, 03:00 UTC, unterlegt mit jeweils demselben infraroten Satellitenbild. Die gelben Wettersymbole auf der linken Karte signalisieren Dunst oder Nebel an den Wetterstationen, bei Messpunkten ohne Nebel charakterisieren mehr oder weniger ausgefüllte Stationskreise den Bewölkungszustand und die grünen und roten Symbole an der Ostseite des Bildausschnittes im Bereich des abziehenden Tiefausläufers stehen für Regen und Regenschauer bzw. Gewitter. In der rechten Karte sind die horizontalen Sichtweiten eingetragen.


Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 10.06.2017

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