Winter ade - aber Frühlingshoch wo bist du?

Nachdem der Januar und Februar überwiegend von ruhigem Winterwetter geprägt waren, kommt nun richtig Schwung in die Wetterküche.

Bis auf wenige Ausnahmen waren im bisherigen Jahresverlauf immer wieder kräftige Hochdruckgebiete für das Wettergeschehen in Mitteleuropa und somit auch Deutschland mitverantwortlich. Während sich in der ersten Januarhälfte die Hochs meist über dem Atlantik von Island bis zur Iberischen Halbinsel breit machten und somit eine westliche Strömung weitestgehend unterbanden, dominierten in der zweiten Januarhälfte sowie im bisherigen Februarverlauf wiederholt kräftige blockierende Hochdruckgebiete über Nord- bzw. Osteuropa. Tiefdruckeinfluss mit nennenswerten Niederschlägen trat lediglich Mitte Januar auf. Insgesamt gab es im gesamten Jänner keine reinen zonalen Wetterlagen (vgl. Wetterlexikon unter http://bit.ly/2lvE16s). Stattdessen dominierten an 16 Tagen (52%) die gemischten Lagen um ein Hoch Mitteleuropa (HM). Auch 9 Tage mit einer reinen meridionalen Strömung (30%) verhinderten eine typische Westlage, brachten aber zumindest etwas Niederschlag. Auch im Februar sah es bisher nicht viel anders aus. Gerade in der ersten Monatsdekade kühlte ein Hoch über dem Nordmeer bzw. Fernnoskandien mit kalten östlichen Winden den mitteleuropäischen Raum herunter und blockierte gleichzeitig Tiefausläufer von Westen. Diese mussten entweder über das Mittelmeer oder aber das Nordpolarmeer ausweichen. Auch in der zweiten Dekade fehlte von einer reinen Westwetterlage jede Spur. Doch dies soll sich jetzt ändern!

Während sich von den Azoren bis zum Schwarzen Meer hoher Luftdruck breit macht, dominiert von Neufundland bis nach Nordrussland Tiefdruckeinfluss. Dabei reihen sich nun schon zahlreiche Tiefs wie an der einer Perlenschnur aneinander. Mit von der Partie sind dort auch die Tiefdruckgebiete "Rolf" bei Island und "Querkin" über Finnland. Zwischen dem hohen und tiefen Luftdruck kann sich dabei eine kräftige westliche Strömung entwickeln, mit der wiederholt Tiefausläufer vom Atlantik über West- und Mitteleuropa hinweg geführt werden. Auch bei den prognostizierten Luftdruckverteilungen (Großwetterlagen) herrscht nun entsprechend der Begriff "West" vor. Ob nun als reine Westlage oder als gemischte Nordwest- bzw. Südwestlage, der Weg für eine windige bis stürmische und regenreiche Periode ist frei.

Den Auftakt macht am heutigen Sonntag, den 19. Februar, eine sogenannte Kaltfront (vgl. DWD-Wetterlexikon unter http://bit.ly/2lxQpDC), die das Land von Nordwesten her südostwärts überquert. Diese schiebt dichte Wolkenfelder mit Regen ins Land. Vorderseitig herrscht in der Mitte und im Süden des Landes aber nochmals überwiegend geringe Bewölkung vor, sodass dort die Sonne gebietsweise noch länger scheinen kann. Doch gerade dieses wärmende und helle Zentralgestirn werden wir in der kommenden Woche nur selten und örtlich begrenzt zu Gesicht kommen.

Stattdessen wird ab Montag mäßiger bis frischer und stark böiger West- bis Südwestwind den Regen über das Land peitschen. Bis Freitag werden vor allem von der dänischen Grenze bis zur Donau sowie von der Eifel bis zur Oder kräftige und länger anhaltende Regenfälle erwartet, die in Staulagen auch ergiebig ausfallen können. Regional können von Montag bis Freitag über 50 Liter pro Quadratmeter fallen, örtlich sind bis 100 l/qm möglich. Da die Luft vom Atlantik zu uns weht, ist diese nicht nur mit viel Wasser angereichert, sondern auch teils sehr mild. Entsprechend heißt es wohl bis in die höchsten Mittelgebirgslagen "Winter ade". Stattdessen setzt im Erzgebirge und Bayerischen Wald Tauwetter ein, sodass es auch dort dem restlichen Schnee an den Kragen geht.

Der Höhepunkt bei der Windentwicklung könnte dann am kommenden Donnerstag erfolgen. Somit scheint auch der Start in den Straßenkarneval (Altweiberfastnacht) wettertechnisch sehr spannend zu werden. Ein kleinräumiges Randtief soll nach derzeitigem Stand die Jecken im Westen und der Mitte ziemlich durcheinanderwirbeln. Die Trendprognosen sind zwar noch unsicher, deuten jedoch stürmische Böen oder Sturmböen vereinzelt auch schwere Sturmböen bis in tiefere Lagen an. Im Bergland würden dann möglicherweise sogar orkanartige Böen oder Orkanböen wehen.

Zum nächsten Wochenende sollen dann wieder ruhigere Zeiten anbrechen. Von Westen soll sich hoher Luftdruck nach Mitteleuropa ausbreiten. Mit einer nordwestlichen bis nördlichen Strömung könnte dann aber zumindest vorübergehend auch wieder deutlich kühlere Luft das Land erreichen.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.02.2017

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