Tradition verpflichtet

"Welche Tradition?", so werden Sie fragen.
Wir informieren Sie traditionell an Weihnachten über das Wetter in den Urlaubsgebieten, damit Sie sehen können, ob sich der Weihnachtsurlaub aus meteorologischer Sicht gelohnt hat bzw. hätte und unter welchen klimatischen Bedingungen woanders auf der Welt auf den Weihnachtsmann und das Rentier gewartet wird.
Beginnen wir zunächst einmal mit eher kalten Regionen. In Alaska ist es im Landesinneren mit Höchstwerten zwischen -20 und -30 Grad recht frisch. Eine Steigerung erleben wir in Sibirien, wo das Thermometer verbreitet nicht über -40 Grad hinauskommt. Weihnachtsgefühle werden sich aber in Sibirien derzeit trotzdem nicht einstellen, Weihnachten ist dort erst am 6. Januar.
Die Dauerfrostgrenze nach Süden hin liegt in Amerika bei 46 Grad (geografisch entsprechend Norditalien), in Asien bei 42 Grad Nord (entsprechend Mittelitalien). Im Einflussbereich des Golfstroms liegt sie natürlich nach Norden verschoben. Dort gibt es Höchstwerte um null Grad bis nach Spitzbergen. Damit wären im Wesentlichen die Bereiche beschrieben, in denen von der Temperatur her betrachtet Weihnachtsgefühle aufkommen.
Bei uns ist es dabei dank der derzeit einfließenden Warmluft mit bis zu 13 Grad um etwa 8 Grad wärmer als es im Witterungsregelfall Weihnachtstauwetter zu erwarten wäre. Und eine Schneedecke ist auch in den Alpen unterhalb 1500 m kaum zu finden.
Die Christen rund ums Mittelmeer und auf den Kanaren feiern bei vielfach sonnigem Wetter und Höchstwerten von 15 bis 20 Grad. Nur im östlichen Mittelmeer und auf den Kanaren ist es zeitweise auch stärker bewölkt.
In den USA wird es ab der Dauerfrostgrenze nach Süden hin kontinuierlich wärmer mit Höchstwerten von knapp 30 Grad im Süden. Weiter südwärts in Mittel- und Südamerika endet der Bereich mit Maxima über 30 Grad erst im Süden von Chile und Argentinien und selbst ganz im Süden, sozusagen Aug' in Aug' mit der Antarktis reicht es noch zu zweistelligen Höchstwerten.

Werfen wir nun einen Blick auf Afrika. Dort ist die gesamte Sahara mit Temperaturen bis knapp über 20 Grad für Wüstenreisen angenehm temperiert.
In den Tropen ist es natürlich verbreitet zwischen 30 und 40 Grad warm. Von Mozambique bis in den Norden Südafrika und im Swasiland kann man vom Weihnachtsmann und dem Rentierschlitten bei Werten zwischen 40 und 45 Grad nur träumen.
In den tropischen Regionen Asiens, also Indien und den vielen Ländern östlich davon sind Weihnachtswerte vielfach sowohl von der Religion als auch von den Temperaturen her weniger angesagt und mit Extrema um 30 Grad herrschen normale Temperaturen. Auch im deutlich südlicher gelegenen Australien findet die Weihnachtsfeier bei Werten bis über 40 Grad statt. Im Wasser umspülten Neuseeland reicht es noch zu 20 Grad. Erst am Nordrand der Antarktis, der - natürlich auf der Südhalbkugel - etwa der geografischen Breite von Nordnorwegen entspricht, gibt es mit Höchstwerte zwischen 5 und -5 Grad wieder Temperaturen, bei denen sich mitteleuropäische Weihnachtsgefühle einstellen können.

Damit wäre die meteorologische Weltreise zu Ende und in der Hoffnung, dass das sich trotz sehr milder Temperaturen auch bei Ihnen Weihnachtsgefühle einstellen, wünschen wir aus Offenbach ruhige und besinnliche Weihnachtstage.

Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 25.12.2016

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