Fahrenheit, Reaumur und Celsius

Eine wichtige Information, die in jedem Wetterbericht nicht fehlen sollte, ist die Angabe der zu erwartenden Höchst- und Tiefsttemperatur. Die Angabe der Temperatur erfolgt üblicherweise in "Grad". Um jegliche Verwechslung mit anderen Größen, die ebenso in "Grad" angegeben werden, auszuschließen, müsste der Zusatz "Celsius" angefügt werden. Darauf wird allerdings häufig verzichtet, da die Temperatur im Alltagsgebrauch üblicherweise in "Grad Celsius" angegeben wird. Dies war in der Vergangenheit aber nicht immer so. Seit wann gibt es diese Einheit und wer hat sie erfunden?

Der Erfinder und Namensgeber ist der Schwede Anders Celsius, der 1701 in Uppsala (Schweden) geboren wurde. Nach seinem Studium an der Universität in Uppsala wurde er 1730 Professor für Astronomie. Neben astronomischen Forschungen widmete er sich auch der Meteorologie. Etwa ab 1740 beschäftigte er sich intensiv mit der Temperaturmesstechnik, bevor er im Jahre 1744 bereits im Alter von 42 Jahren verstarb.

Kurz vor seinem Tod anno 1742 schlug er die "hundertteilige Temperaturskala" vor. Als Fixpunkte nutzte er die Temperaturen von Gefrier- und Siedepunkt des Wassers bei einem mittleren Luftdruck von 1013,25 Hektopascal. Den Bereich zwischen diesen beiden Fixpunkten unterteilte er mittels eines Quecksilberthermometers in 100 gleich lange Abschnitte, die er als Grad bezeichnete. Anders als bei der heutigen Celsius-Skala, teilte er dem Siedepunkt von Wasser den Wert null und dem Gefrierpunkt den Wert 100 zu.
Die uns geläufige Einteilung mit dem Gefrierpunkt bei null Grad und dem Siedepunkt von 100 Grad, führte Carl von Linne (ebenfalls ein Naturwissenschaftler und Professor an der Universität in Uppsala) kurz nach Celsius Tod ein.

Erst 1948 wurde die Temperatureinheit zu Ehren Anders Celsius durch die 9. internationale Generalkonferenz für Maß und Gewicht offiziell in "Grad Celsius" umbenannt.
Amtlich eingeführt wurde die Celsius-Temperaturskala allerdings schon im Jahr 1901. Zuvor verwendete man in Westeuropa die Reaumur-Skala.

Diese Skala wurde 1730 vom gleichnamigen Erfinder Rene-Antoine Ferchault de Reaumur (1683 - 1757) eingeführt. Als Bezugspunkt nahm er ebenfalls den Gefrier- und Siedepunkt von Wasser an. Er unterteilte jedoch seine Skala in 80 gleich große Teile. Sein Thermometer war allerdings nicht sehr genau, da er seine Messergebnisse auf Basis der Ausdehnung von Ethanol ermittelte. Anders als bei Quecksilber ist die Ausdehnung von Ethanol nicht linear, sodass die Temperaturdifferenz von einem Grad Reaumur je nach Außentemperatur unterschiedlich groß ist.
Nach Einführung der Celsius-Skala verlor die Reaumur-Skala schnell an Bedeutung.

Eine weitere Temperaturunterteilung, die aktuell unter anderem in den USA verwendet wird, ist die Fahrenheit-Skala. Entwickelt wurde die Skala von Daniel Gabriel Fahrenheit (1686 - 1736) anno 1714. Er benutzte zur Kalibrierung erstmals drei Fixpunkte. Als Nullpunkt nahm er die tiefste Temperatur an, die er mittels einer Mischung aus Eis, Wasser und Salmiak herstellen konnte. Dies war eine Temperatur von -17,8 Grad Celsius. Somit versuchte er, negative Werte auf seiner Skala zu vermeiden.
Den Gefrierpunkt von reinem Wasser zog er als zweiten Fixpunkt heran. Als dritter Bezugswert diente ihm die Körpertemperatur eines gesunden Menschen. Die drei Fixpunkte beschrieb er auf seiner Skala mit null, 32 und 96 Grad Fahrenheit. Da aber der untere und obere Bezugspunkt nicht stets genau reproduzierbar war, wurde eine neue Definition der Fixpunkte angestrebt. Dafür stützte man sich auf die Definition der Celsius-Skala, wodurch der Gefrierpunkt auf 32 Grad Fahrenheit und der Siedepunkt des Wassers auf 212 Grad Fahrenheit festgelegt wurde.


Beim Blick auf die heutigen Höchstwerte, werden an den Alpen mit Föhnunterstützung lokal Maxima von 18 Grad Celsius (°C) erreicht. Dies entspricht auf Basis der anderen Skalen 64,4 Grad Fahrenheit (°F) und 14,4 Grad Reaumur (°Re). In den restlichen Regionen steigt die Temperatur auf Werte zwischen 6°C (42,8°F/ 4,8°Re) bei Nebel und 15°C (59°F/ 12°Re) bei längerem Sonnenschein.
In der Nacht sinkt die Temperatur auf 8°C (46,4°F/ 6,4°Re) im Westen und bis auf 2°C (35,6°F/ 1,6°Re) bei größeren Wolkenlücken, in ungünstigen Lagen bis 0°C (32°F/ 0°Re).

M.Sc.-Met. Andreas Würtz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 23.11.2016

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst