Der Nordamerikanische Monsun

Der Südwesten der USA weist ein trockenes (arides) Klima auf, wo also mit Blick auf ein vieljähriges Klimamittel weniger Niederschlag fällt, als verdunstet. Teils sind dort ausgedehnte Wüstenflächen zu finden, wie zum Beispiel die Mojave-Wüste - allseits bekannt für ihr "Death Valley", einem der heißesten und trockensten Orte der Welt. Doch zeitweise erreichen uns über die Weltpresse Nachrichten und Bilder von Überschwemmungen in diesen Regionen, die zur Sommer- und Spätsommerzeit auftreten. Diese Niederschläge sind auf ein Phänomen zurückzuführen, was unter dem Namen "Nordamerikanischer Monsun" bekannt ist, jedoch auch weitere Namen aufweist wie: "Arizona Monsun" oder "Südwestmonsun".

Der bekannteste Monsun ist sicherlich der Indische Monsun, doch es gibt noch weitere, wie zum Beispiel den Nordaustralischen Monsun. Das Wort "Monsun" kommt aus dem Arabischen und kann im Deutschen als "Jahreszeit" übersetzt werden. Dieser sorgt somit zum Beispiel in tropischen Klimabereichen, die eher für eintöniges Wetter ohne Jahreszeiten bekannt sind, für trockenere und regenreichere Zeiten. Sehr stark vereinfacht beschrieben entstehen die Monsunwinde durch Temperaturunterschiede zwischen dem Land und dem Meer. Ersteres heizt sich rascher auf als die umgebenden Wasserflächen. Durch die starke Erwärmung über Land bildet sich dort ein flaches "Hitzetief", das unter anderem die mit viel Feuchtigkeit geladene Luftmasse vom Meer in Richtung Land lenkt. Natürlich gibt es noch viele weitere Faktoren, doch wollen wir den Blick nun auf den Nordamerikanischen Monsun im Südwesten der USA lenken, der dort zwischen Juli und September auftritt.

Zunächst einmal herrscht bis in den Frühsommer meist noch eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Westwindströmung vor, wobei von West nach Ost Tiefausläufer das Gebiet überqueren. Diese erreichen jedoch dank der zahlreichen Gebirge nur noch in stark abgeschwächter Form und somit kaum wetteraktiv den Südwesten der USA. Im Verlauf des Juli verschiebt sich in der mittleren und oberen Troposphäre ein kräftiges Subtropenhoch von Mexiko nordwärts über den Südwesten der USA und unterstützt zunächst einmal die notwendige Einstrahlung und die daraus resultierende Aufheizung der Landmasse. Je wärmer die Luft, desto leichter ist sie, sie steigt auf und der Luftdruck sinkt bodennah. Es entwickelt sich ein flaches Hitzetief am Boden. Gleichzeitig sorgt der Drehsinn des Hochdruckgebietes in der Höhe, der auf der Nordhalbkugel im Uhrzeigersinn verläuft, für einen Wechsel der hochreichenden Luftströmung von "West" auf "Südost". Die Folgen sind im Bild in Form von grünen Pfeilen zu erkennen. Anstatt kühler und durch die Überquerung zahlreicher Gebirge bereits stark abgetrockneter Luftmassen vom Nordostpazifik, gelangt nun auf direktem Wege sehr feuchte Luft vom Golf von Mexiko oder vom Golf von Kalifornien in den Südwesten der USA. Die feuchte Luft sorgt in Verbindung mit der kräftigen Sonneneinstrahlung und der komplexen und teils sehr hochreichenden Orografie für tageszeitenabhängige kräftige Schauer und Gewitter, die in kurzer Zeit sehr viel Regen bringen können. So viel Nass in einer trockenen (ariden) Wüstenregion sorgt entsprechend für Probleme in Form von Überschwemmungen und Erosion. Wer in den dortigen Nationalparks unterwegs ist, wird immer wieder auf eine plötzliche Überschwemmungsgefahr hingewiesen, sollte solch ein Schauer oder Gewitter vor Ort oder in der Nähe auftreten. Typisch für diesen Monsun ist, dass sich der Niederschlag in "Wellen" ereignet, es also eine Woche relativ trocken sein kann, während kurz darauf wiederholt heftige Schauer und Gewitter über die Lande ziehen, wobei sie sich meistens über den Bergen bilden und dann in die Täler wandern. Dieser Niederschlag macht einen Großteil des Jahresniederschlages aus und ist daher u.a. für die Landwirtschaft von großer Bedeutung, aber auch Themen wie "Brandgefahr" oder die Gesundheit des Menschen (z.B. Auftreten des sog. "Hantavirus") spielen eine große Rolle.

In diesem Jahr verlief der Monsun im Vergleich zu den vergangenen Jahren relativ normal, wobei vor allem über Nordmexiko etwas mehr Niederschlag fiel, während es z.B. in Arizona (USA) insgesamt eher zu trocken blieb. Dass auch immer wieder Reste von Tropenstürmen für Feuchtenachschub sorgen können, zeigte Anfang September Hurrikan NEWTON, der in der Abbildung südlich des Golf von Kaliforniens zu sehen ist und in der Folge weiter nach Arizona zog. Von daher fiel in Arizona der Gesamtniederschlag der Monsunsaison sehr variabel aus. Orte mit überdurchschnittlichen und unterdurchschnittlichen Regenmengen lagen entsprechend der Gewitterverteilung eng beisammen. Wie so oft war auch der Sand in Form von Sandstürmen (engl. "haboob") ein Thema. Der "haboob" wird oft von sterbenden Gewitterzellen ausgelöst, die den Sand durch herabfallende, starke und kalte Abwinde aufwirbeln.

Im Verlauf des Septembers verlagerte sich das Subtropenhoch allmählich wieder südwärts und die Westwinde setzten sich zunehmend durch, die somit das Ende des Nordamerikanischen Monsuns einläuteten - bis das Spiel im kommenden Jahr zur Sommerzeit wieder von vorne beginnt.


Dipl.-Met. Helge Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 18.11.2016

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