Lichtverschmutzung

Waren Sie kürzlich im Urlaub, sind eventuell durch einsame Bergwelten gewandert und haben unter freiem Himmel übernachtet? In der Dämmerung konnten Sie zunächst nur einige helle Sterne am Nachthimmel sehen. Nach und nach gesellten sich aber immer mehr Himmelskörper dazu und bald erblickten Sie die Milchstraße über Ihrem Kopf? Zurück in der Heimat - nahe einer Großstadt - wollten Sie den Zuhausegebliebenen Ihre neue Eroberung am Nachthimmel zeigen, doch dann war es deutlich schwerer, die Milchstraße in der lichtdurchfluteten Nacht auszumachen. Dabei schien kein Vollmond, der üblicherweise die meisten ihn umgebenen Sterne überstrahlt. Allein die Lichtverschmutzung ist dafür verantwortlich, dass der Sternenhimmel in einer klaren Nacht nicht mehr ohne Einschränkungen betrachtet werden kann.

Dass unser Licht verdreckt, ist mit Lichtverschmutzung nicht gemeint. Vielmehr wird darunter die Aufhellung der Nacht durch künstliche Lichtquellen verstanden und ebenso, dass Licht im Übermaß verbraucht wird sowie störend auf die Natur wirkt. Lichtverschmutzung kann somit als eine Form der Umweltverschmutzung betrachtet werden.

Als Thomas Edison die Glühbirne erfand, rechnete er sicher nicht damit, dass elektrisches Licht wie in der heutigen Dimension eingesetzt wird. Selbst nachts brennt vielerorts Licht, wo es doch gar keine Verwendung hat. Natürlich stellt niemand die Notwendigkeit einer Straßenlaterne, durch die ein Gefühl von Sicherheit vermittelt wird, in Frage. Aber wie Straßenbeleuchtung eingesetzt wird, steht auf einem anderen Blatt. Licht breitet sich in der Luft aus und wird an vielen kleinen Teilchen gestreut. Das können Wolkentröpfchen, Aerosole (bspw. Staub- oder Rußpartikel) oder Luftmoleküle sein. Eine Straßenlaterne, die ihr Licht auch nach oben absendet, sorgt dafür, dass ein Teil des Lichts ungenutzt bleibt und die Nacht ausleuchtet. So entstehen sogenannte "Lichtglocken" über Städten und auch die Umgebung wird in einem Umkreis mehrerer Kilometer erhellt.

Mit Satellitendaten aus den USA lassen sich Weltkarten erstellen, welche die permanente Beleuchtung auf der Erde zeigen (siehe Bild unter http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2016/11/9.html). Die hellsten Flecken sind die städtischen Gebiete, wobei diese nicht unbedingt auch die Gebiete mit der meisten Bevölkerung sein müssen. Ein Vergleich zwischen China und Mitteleuropa zeigt dies gut. Gleichfalls sind Städte mit ihrer nächtlichen Beleuchtung entlang von Flüssen wie dem Nil, Küstenlinien oder Transportwegen auf der Karte auszumachen. Es bilden sich Ländergrenzen ab, teilweise auch die schachbrettmusterartige Anordnung der Straßen in einigen Regionen der USA oder ebenso die Strecke der Transsibirischen Eisenbahn. Trotz alledem können noch Flecken mit nächtlicher Finsternis auf der Erde ausfindig gemacht werden: Die Antarktis, Grönland, Nordkanada, Sibirien, weite Teile Asiens, die Wüsten in Afrika, Australien, Arabien, der Mongolei und den USA, auch die Dschungel in Afrika und Südamerika. Selbst in Deutschland gibt es noch dunkle Gegenden. So ist zum Beispiel der Naturpark Westhavelland in Brandenburg nachts eine der finstersten Ecken Deutschlands. So wurde dieser Landstrich von der "Internationalen Gesellschaft zum Schutz des dunklen Nachthimmels" (engl.: "International Dark Sky Association") als Sternenpark anerkannt. Als Besucher kann man hier noch einen natürlich dunklen Nachthimmel erleben. "Mit der Anerkennung als Sternenpark wird das Engagement des Naturparks und der Kommunen gewürdigt, dafür zu sorgen, dass künftig verantwortungsvoll und bewusst mit künstlichem Licht zum Schutz der Nacht, der Gesundheit des Menschen und des Lebensraumes nachtaktiver Tiere umgegangen wird." (Quelle: http://sternenpark-westhavelland.eu/sternenpark)

So wie das natürliche Licht unsere innere Uhr stellt, hat Lichtverschmutzung für einige Lebewesen fatale Folgen. Nachtaktive Tiere sind mitunter erheblich von dem künstlich geschaffenen Licht beeinträchtigt. Brauchen sie doch die Dunkelheit für die Nahrungssuche oder unter Umständen für die Fortpflanzung (z.B. Glühwürmchen). Aufgrund der Beleuchtung weisen sie jedoch häufig ein Fehlverhalten wie Desorientiertheit auf. Straßenbeleuchtung ist nachts regelrecht eine Todesfalle für Insekten. Tagaktive Tiere hingegen, genau wie wir Menschen auch, benötigen die dunkle Nacht zur Entspannung, Regeneration und für einen gesunden Schlaf. Ferner ist der Hell-Dunkel-Rhythmus bei den Pflanzen für die Photosynthese notwendig.

Nicht nur wir Lebewesen können durch die permanente Helligkeit beeinträchtigt sein und Schäden davontragen. Die gesamte Umwelt ist davon betroffen. Bedenkt man, wie viel Energie beispielsweise in einer Nacht durch die Außenbeleuchtung vieler Gebäudekomplexe verbraucht wird, ist auch verständlich, dass Lichtverschmutzung eine Art der Umweltverschmutzung ist. Der effiziente Einsatz von Licht kann dazu beitragen, dass Strom gespart wird und CO2-Emissionen reduziert werden.

Wenn wir Ihr Interesse am Thema geweckt haben, erhalten Sie unter www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/service/Skript_336.pdf weitere Informationen.

Dipl.-Met. Julia Fruntke
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.11.2016

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