Wintereinbruch

In den Medien ist in den vergangenen Tagen hier und da über die Möglichkeit eines Wintereinbruchs zu Beginn der kommenden Woche berichtet worden. Eines der Schlagworte dabei war "Schnee bis ins Flachland".

Inzwischen simulieren die Wettervorhersagemodelle die Abläufe etwas einheitlicher als noch vor einigen Tagen. Auch die sogenannten Ensemblevorhersagen, bei denen man mit ein und demselben Modell mehrere potentielle Abläufe simuliert, zeigen inzwischen, zumindest bis in die kommende Woche hinein, ein recht klares Bild. Und nach diesem Bild können wir zumindest ein bisschen am Winter schnuppern.

In der Grafik sieht man flächig dargestellt die Temperaturen in 850 hPa, also in etwa 1,5 km Höhe, sowie die Linien gleichen Luftdrucks (Isobaren). Dabei stammen die Werte im linken Teil der Grafik aus dem Modell des Europäischen Zentrums für Mittelfristige Wettervorhersage, die Werte rechts sind dem DWD-Modell ICON entnommen. Bedenkt man, dass der Vorhersagezeitpunkt doch noch recht weit in der Zukunft liegt, so ist zumindest die ähnliche Lage des Tiefs bei Sardinien bemerkenswert.

Natürlich zeigen sich zwischen den Modellen auch Unterschiede. Neben der Form des vorhergesagten Mittelmeertiefs oder dem kräftigen Tief, das EZMW über dem Baltikum (rote Isobaren) simuliert, sind Unterschiede auch bei den Temperaturen zu erkennen. Diese sollen im Norden Deutschlands je nach Modell bei -7 oder -9 Grad liegen. Das diesbezüglich etwas kältere ICON lässt die Kaltluft auch deutlich weiter nach Benelux und Frankreich ausgreifen (dunklere Blautöne). Da aber die prognostizierten Temperaturen beider Modelle durchaus "winterkompatibel" sind, ist ein Schnuppern am Winter recht sicher möglich (Vorsicht: Rote-Nasen-Gefahr!).

Und was ist mit dem Schnee? Nun, von den Temperaturen her könnte es insbesondere nachts mit dem Schnee bis in tiefe Lagen klappen. Ob er zumindest vorübergehend liegen bleibt? Selbst da bestehen Zweifel, z.
B. im Oberrheingraben. Und es ist auch noch nicht ausgemacht, ob, wo und wieviel Schnee fällt. Während nämlich das EZMW-Modell recht feuchte und damit schneeträchtige Luft vorhersagt, soll die Luft nach unserem Modell ICON deutlich trockener sein, was natürlich auch die Chancen auf eine erste Rodelpartie in den Mittelgebirgen drückt.

Wie winterlich der Wintereinbruch wird, da bleiben also noch ein paar Fragen offen. Aber warm anziehen müssen wir uns auf jeden Fall.


Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.11.2016

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