Dauerregen beendet Hochsommer und läutet den Herbst ein!

Seit Ende August dominierte mehr oder weniger stark ausgeprägt hoher Luftdruck das Wettergeschehen in Deutschland. Ob Hoch "Johannes", "Karl" oder "Lukas", alle sorgten mit nur einer kurzen Unterbrechung für viel Sonnenschein und trockenes Wetter. Vor allem in Ostdeutschland erreichte die Trockenheit extreme Ausmaße. Die Flusspegel sanken stark ab und ließen eine Schifffahrt kaum noch zu. Dazu stieg deutschlandweit die Waldbrandgefahr deutlich an.

Doch seit letztem Donnerstag, den 16. September stellte sich die Wetterlage nachhaltig um. Hoch "Lukas" verlagerte seinen Schwerpunkt zunehmend nach Skandinavien und machte Platz für Tief "Theresia", dass seine Chance nutzte und sich von Süddeutschland kommende bis Samstag über Tschechien festsetzte. Es sorgte gebietsweise für sehr viel Niederschlag, wobei es zunächst vor allem auf der Nord- und Ostflanke regnete. Die länger anhaltenden und kräftigen Regenfälle traten jedoch erst in der Nacht zum Samstag auf und hielten am Alpenrand bis zum Montagmorgen an. Diese Niederschläge wurden dann überwiegend durch um das Tief herumgeholte von Ost nach West aufgleitende Warmluft sowie eine Nordstaukomponente ausgelöst. Lokal war der Dauerregen zudem schauerartig verstärkt. Dies machte sich insbesondere durch lokal besondere Regenmengenspitzen bemerkbar. So fielen beispielsweise in Ingolstadt (Bayern) in nur 36 Stunden über 130 Liter Regen pro Quadratmeter. In Bad Bibra (Sachsen Anhalt) wurden sogar in 24 Stunden über 110 Liter pro Quadratmeter gemessen.

Neben den genannten Hot-Spots führte der länger anhaltende Regen allerdings in der gesamten Südosthälfte Deutschlands für größere Niederschlagssummen, die die dort regional sehr trockenen Wochen vergessen ließen. Vor allem in Ostdeutschland gab es bis zum Freitag, den 16. September kaum nennenswerten Niederschlag. Aber auch sonst lagen die erreichten Niederschlagssummen in der ersten Septemberhälfte verbreitet unter 20% des vieljährigen Mittels zwischen 1961 und 1990. Dies änderte sich nun in der Südosthälfte schlagartig.

Innerhalb von 72 Stunden fielen von Freitag- bis Montagmittag in Mitteldeutschland (Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen) sowie im Süden (Bayern, Baden-Württemberg) verbreitet 15 bis 40 Liter Regen pro Quadratmeter. Im Umfeld von Thüringer Wald, Erzgebirge und Bayerischer Wald sowie allgemein südlich der Donau waren es sogar vielerorts 40 bis 80 Liter, regional sogar bis 120 Liter pro Quadratmeter. Im Raum Salzburg wurde in diesem Zeitraum beispielsweise Mengen bis 157 Liter gemessen. Erwähnenswert sind weiterhin die knapp 126 Liter in Pfarrkirchen (BY). In Wurmannsquick-Egelsberg (BY) und auf der Oberen Firstalm (BY) waren es immerhin noch etwa 124 Liter. Im Erzgebirge registrierte die Station Marienberg mit 115 Litern pro Quadratmeter die höchste Regensumme. Auf tschechischer Seite fielen im gleichen Zeitraum lokal sogar über 130 Liter pro Quadratmeter (vgl. allgemein Abbildung 1).

Durch die länger anhaltenden Regenfälle stiegen die Flusspegel wieder deutlich an. Vor allem kleinere Flüsse in Bayern (z.B. der "Regen") konnten die Regenmengen nicht halten und überschwemmten anliegende Flächen. Auch der Oktoberfeststart in München fiel, wie im Thema des Tages vom Sonntag beschrieben, wortwörtlich ins Wasser.

In diesem Zuge glichen die Regenfälle die negative Niederschlagsbilanz im Süden und Teilen Ostdeutschlands weitgehend aus. Regional fiel in den 72 Stunden bis Montagmittag sogar mehr Niederschlag als im Septembermittel des vieljährigen Zeitraums. In Bayern ist dabei die Station Schorndorf-Knöbling besonders hervorzuheben. Dort wurden schon 186% des Niederschlags bezüglich eines durchschnittlichen Septembers erreicht. Alleine in den besagten 72 Stunden regnete es 102 Liter, die das mittlere Monatssoll des Septembers von 57 Liter pro Quadratmeter mehr als deutlich übertrafen. Ähnlich sah es in Simbach am Inn aus. Dort wurden bei einem mittleren Monatsniederschlag von 67 Litern pro Quadratmeter innerhalb von 72 Stunden 112 Liter Regen gemessen. Die Spitzenposition bei den Regenmengen im vieljährigen Vergleich nimmt jedoch die Station Marienberg in Sachsen ein. Die 115 Liter Regen sorgten dafür, dass dort zum Wochenstart schon 208% des normalen Septemberniederschlags im vieljährigen Vergleich erreicht wurden. Auch im Flächenmittel über alle Stationen in Sachsen wird nach dem Dauerregen im Vergleich zum vieljährigen Mittel ein Regenüberschuss von 15% ermittelt. In Thüringen sind es im Flächenmittel immer noch 9%. In Bayern sorgten Unter- und Mittelfranken dafür, dass im Mittel über alle Stationen trotz der hohen Niederschlagssummen in Unter- und Oberbayern erst 89% des Monatsniederschlags gefallen sind.

Der Dauerregen führte neben einem Wasserüberschuss von oben allerdings auch zu einem Temperatursturz. Im Regen stiegen die Höchsttemperaturen nur auf Werte um 14 Grad an. In den Alpen sank damit einhergehend die Schneefallgrenze deutlich ab. Bis Dienstagmorgen wurden beispielsweise auf der Zugspitze 16 cm Neuschnee registriert. Ein weißes Intermezzo stellte sich ab Höhen teils unter 1500 Metern ein.

Tief "Theresia", das uns den Dauerregen brachte, zog nun nach Osten weiter und wird am heutigen Dienstag im Bereich des Schwarzen Meeres erwartet. Letzte dichte Regenwolken ziehen entsprechend langsam aus dem Südosten des Landes ab. In den kommenden Tagen setzt sich dann zunehmend wieder hoher Luftdruck in Deutschland durch. Zunächst ist dies jedoch nicht nur mit eitlem Sonnenschein verbunden. Oftmals kann sich eine sogenannte "Absinkinversion" ausbilden, die mit dichten hochnebelartigen Schichtwolken einhergeht. Lokal kann anfangs sogar etwas Sprühregen fallen. Bei längerem Aufklaren in den Nächten bildet sich zudem teils dichter Bodennebel. Abgesehen davon sind im Küstenumfeld mit Durchzug eines schwachen Tiefausläufers vereinzelt kurze Schauer möglich. Insgesamt nehmen jedoch die sonnigen Anteile bis zum Wochenende stetig zu, sodass dann wohl ein eher freundlicher, frühherbstlicher Wettercharakter in Deutschland Einzug hält.

Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.09.2016

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