Die Macht des Wetters Teil 1 - "Die Hindenburg-Katastrophe"

Am 2. Juli 1900 um 20:03 Uhr wurde in der Manzeller Bucht am Bodensee mit dem ersten Aufstieg des Zeppelins, benannt nach seinem gleichnamigen Erfinder Ferdinand Graf von Zeppelin, deutsche Luftfahrtgeschichte geschrieben. Von nun an sollten die schwebenden und gasgefüllten Giganten den Himmel beherrschen. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurde die Entwicklung weiter vorangetrieben und der Zeppelin fand seine Verwendung als Kriegswaffe zur Aufklärung und für Luftangriffe, bei denen Städte wie London und Paris bombardiert wurden. Ab 1917 konzentrierte sich die Industrie zunehmend auf die kommerzielle Luftfahrt mit dem Ziel des Aufbaus einer Flotte aus Passagierluftschiffen.

Zeppeline wurden in der damaligen Zeit mit Wasserstoff gefüllt, einem hoch entzündlichen Gas, das leichter als Luft ist und somit in einem riesigen Ballon mit verschiedenen, abgetrennten Kammern für den nötigen Auftrieb sorgt. Der horizontale Antrieb erfolgte mit großen Motoren, die an der Unterseite des Ballons angebracht waren. Bei der Landung eines Zeppelins musste das Wasserstoffgas durch Ventile teilweise abgelassen werden, um den Sinkflug einzuleiten. Bereits zu dieser Zeit waren meteorologische Kenntnisse für die Besatzung des Zeppelins unabkömmlich. Der Einschlag eines Blitzes bei der Landung beispielsweise konnte das ausströmende Gas entzünden. Entsprechend gehörte auch ein Meteorologe zum festen Bestandteil der Crew, der Wetterdaten über Funk von Ozeandampfern und von Landeplätzen erhielt. Zudem wurden feste Verhaltensregeln für bestimmte Wettersituationen aufgestellt. In der Nähe von Gewittern wurde kein Gas abgelassen und die Gewitterregion nach Möglichkeit umflogen, bei Sturmböen wurde in ausreichender Höhe eine Abschwächung des Windes abgewartet. Dafür wurden die Schiffe extra leicht gebaut und mit ausreichenden Treibstoffreserven versehen.

Mit der Fertigstellung des sogenannten LZ 127 (Bezeichnung der Starrluftschiffe: "LZ" = Luftschiff Zeppelin) namens "Graf Zeppelin", das als erfolgreichstes Luftschiff in die Geschichtsbücher eingehen sollte, wurde 1928 der vorläufige Höhepunkt der deutschen Zeppelinluftfahrt eingeleitet. Spektakuläre Demonstrationsfahrten nach Amerika und schließlich die Umrundung der Erde im Jahr 1929 zogen weltweites Aufsehen auf sich. Dort, wo "Graf Zeppelin" am Himmel erschien, hatten die Menschen Ehrfurcht.

Tragische und verlustreiche Unfälle sorgten aber immer wieder für Kritik am Traggas Wasserstoff. Die USA produzierte mittlerweile das unbrennbare Gas Helium, welches sich ebenfalls als Traggas eignete. Allerdings stoppten die Amerikaner den Export des Gases, weswegen zum Bau des wohl berühmtesten und größten Zeppelins, der LZ 129 "Hindenburg", benannt nach dem früheren Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, erneut auf den hoch entzündlichen Wasserstoff zurückgegriffen werden musste.

Am 03. Mai 1937 machte sich die "Hindenburg" von Frankfurt aus auf eine 3-tägige Reise nach Lakehurst (New Jersey, USA). Nachdem das Wetter beim Abflug nicht ruhiger hätte sein können, sorgte kräftiger Gegenwind bereits beim Überqueren des Atlantiks für eine Verspätung im Reiseplan. Mit der Annäherung an den Landeplatz konnte man bereits westlich und südwestlich von Lakehurst eine sehr aktive Gewitterfront mit Starkregen aufziehen sehen. Trotzdem entschied sich die Crew um Kapitän Max Pruss für eine schnelle Landung. Nach einem lauten Knall entzündete sich die Hindenburg und stürzte brennend aus etwa 120 Metern auf den Boden. Wie durch ein Wunder überlebten mehr als die Hälfte der Passagiere und Besatzungsmitglieder diese Katastrophe.

Dieser Absturz entsetzte die Menschen auf der ganzen Welt. Nachträglich wurden viele Vermutungen über die Ursache für den Absturz aufgestellt. Auch Sabotage wurde in Erwägung gezogen, allerdings konnten dafür keine Beweise gefunden werden. Ermittler stellten fest, dass der Lack der Außenhülle der Hindenburg extrem leitfähig war. Durch die vorherrschenden Wetterbedingungen in Lakehurst konnte sich diese elektrostatisch aufladen. Außerdem wird vermutet, dass es zum Austritt von Wasserstoff kam - entweder durch das Reißen der Außenhaut aufgrund eines raschen Wendemanövers oder weil sich die Crew den Regeln der Luftschifffahrt widersetzte und trotz der Nähe zu elektrischen Entladungen Wasserstoff abließ. Zwar wurde die genaue Ursache nie festgestellt, trotzdem sind sich die Ermittler in einer Sache einig: Das Wetter in Lakehurst am 06. Mai spielte eine Schlüsselrolle beim Absturz der "Hindenburg", bei ruhigem Wetter hätte diese Katastrophe nie stattgefunden.

Mit diesem Absturz leitete die Hindenburg das vorläufige Ende der deutschen Luftschifffahrt ein. Seit 1993 werden auch in Deutschland wieder Luftschiffe (mit neuer Technologie) gebaut, und zwar von Zeppelin Luftschifftechnik GmbH, einer Tochterfirma des Zeppelinkonzerns, der die Tradition der von Ferdinand Graf von Zeppelin gegründeten Gesellschaften fortsetzt.

MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.08.2016

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