Großwetterlage "Hoch Mitteleuropa"

Der Jahresverlauf der Witterung in Mitteleuropa besteht aus einer Folge typischer Wettersituationen, den "Großwetterlagen". Diese ergeben sich aus weiträumigen Luftdruckverteilungen und den daraus resultierenden Strömungsmustern in Bodennähe, sowie auch in den darüber liegenden Luftschichten.

Das Wetter selbst wird außerdem durch die Eigenschaften der in die Zirkulation einbezogenen Luftmassen dominiert. Es kann während der Andauer einer Großwetterlage an einzelnen Orten innerhalb des betrachteten Gebietes durchaus wechseln, der allgemeine Witterungscharakter bleibt jedoch erhalten.

Die meteorologische Teildisziplin, die sich u. a. mit den Großwetterlagen befasst, nennt sich "synoptische Klimatologie". Nach deren Regeln muss eine Wettersituation in Mitteleuropa mindestens drei Tage andauern, um als eigenständige Großwetterlage betrachtet werden zu können. Die Klassifizierung von Großwetterlagen ermöglicht eine systematische qualitative Beschreibung des Ablaufes von Wetter, Witterung und Klima.

Seit dem gestrigen Montag und voraussichtlich bis einschließlich Mittwoch bestimmt ein flaches, aber ausgedehntes Hochdruckgebiet namens "BURKHARD" das Wetter in großen Teilen West- und Mitteleuropas, so dass sich die Charakterisierung als "Hoch Mitteleuropa" (wissenschaftliche Abkürzung HM) anbietet. "Hoch Mitteleuropa" zählt zu den gemischten Zirkulationsformen, d.h. die zonale, also in West-Ost-Richtung verlaufende Strömungskomponente und der in Nord-Süd-Richtung orientierte, meridionale Anteil, sind etwa in derselben Größenordnung. Dabei sind die Luftdruckgegensätze in Mitteleuropa allerdings sehr schwach.

Bei Hochdruckeinfluss herrschen in der mittleren und höheren Atmosphäre generell absinkende Luftbewegungen, damit adiabatische Erwärmung der Luftmassen und tendenziell Wolkenauflösung. Die von der atmosphärischen Grundschicht ausgehende Konvektion infolge thermischen Aufsteigens der Luft wird durch die Absinkbewegung gedämpft. So kann die hoch am Himmel stehende Sonne an diesen langen Sommertagen intensiv scheinen und die bodennahen Luftschichten kräftig erwärmen. Hoch Mitteleuropa sorgt im Sommer also stets für prächtiges Badewetter.

Kein Wunder, dass am heutigen Dienstag im Binnenland verbreitet Höchsttemperaturen von deutlich mehr als 30 °C erwartet werden. Morgen wird es noch heißer, denn an der Vorderseite eines sich allmählich nähernden Tiefausläufers über Westeuropa gelangt aus südlichen Richtungen noch etwas wärmere Luft zu uns. Im Südwesten kann das "Quecksilber" am Mittwoch bei mehr als fünfzehn Stunden Sonnenscheindauer und einer Mittagshöhe der Sonne von mehr als sechzig Grad über dem Horizont auf bis zu 37 °C oder sogar 38 °C steigen. Damit ist leider eine hohe Wärme- und UV-Belastung für Mensch und Natur verbunden, so dass der Deutsche Wetterdienst Hitzewarnungen sowie Warnungen vor erhöhter ultravioletter Sonnenstrahlung für den Süden und Südwesten Deutschlands herausgegeben hat.

Unten finden Sie eine vom heutigen 00:00-UTC-Lauf des Vorhersagemodells des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW) in Reading (England) berechnete Prognose der geopotentiellen Höhe der 500-hPa- sowie der 850-hPa-Hauptdruckfläche für Mittwoch, den 20.07.2016, 12:00 UTC. Das 500-hPa-Niveau (obere Abbildung) repräsentiert die mittlere Atmosphäre, in der 850-hPa-Fläche (untere Abbildung) zeigt sich die Struktur der unteren Atmosphäre. Deutlich sieht man, wie bei schwindendem Hochdruckeinfluss an der Vorderseite des Tiefdruckgebietes mit Kern südlich von Island Warmluft aus dem Mittelmeerraum bis zur Nordsee geführt wird.

Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.07.2016

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