Gewitter und Dauerregen

Derzeit hat die Großwetterlage wieder einiges an "action" zu bieten. Verantwortlich dafür ist Tief TIBA. Seine Kaltfront hat am gestrigen Montag weite Teile Deutschlands überquert. Im Süden und Osten des Landes lag zuvor noch die schwülwarme Luftmasse vom Wochenende. Dadurch konnte die Temperatur in diesen Gebieten bei viel Sonnenschein nochmal auf Werte an die 34 Grad ansteigen. Spitzenreiter war Simbach am Inn mit 33.8 °C, knapp gefolgt von Bad Muskau (Lausitz) mit 33.6 °C und Regensburg mit 33.5 °C.

Im Laufe des gestrigen Nachmittages haben sich in der feuchtwarmen Luftmasse einige Gewitter bilden können. Davon war vornehmlich der Süden betroffen, aber auch im Osten (Lausitz) gab es vereinzelt Blitz und Donner. Vor allem die Gewitter im Süden hatten es in sich. So gab es einige Regionen, in denen eine Unwetterwarnung vor großem Hagel und Starkregen von mehr als 25 l/qm in 1 h ausgegeben werden musste. Im Bayerischen Wald wurde sogar die violette Karte (>40 mm in 1 h) gezogen. So war es vor allem auch Südostbayern bis zum Bayerischen Wald, wo uns die meisten Unwettermeldungen erreichten. In Amberg fielen innerhalb von nur 15 Minuten 21 Liter auf den Quadratmeter. In Prackenbach kamen innerhalb einer Stunde 29 l/qm zusammen, an der österreichischen Grenze wurden 40 l/qm in 12 Stunden gemessen. Allerdings können auch starke Niederschläge zwischen den Messstationen fallen, sodass auch aus Radarbildern abgeleitete Niederschlagssummen hinzugezogen werden müssen. Diese lieferten punktuell über 50 l/qm in einer Stunde, so z.B. auch am Abend im Kreis Erding, wo die Wassermassen eine Schlammlawine auslösten.

Daneben waren aber auch Hagel und Sturmböen mit von der Partie. So gab es Meldungen von 2 bis 4 cm Hagelkorngröße südlich von München und im Bayerischen Wald. Zudem sorgten zum Teil schwere Sturmböen (knapp 100 km/h in Regensburg) für umgestürzte Bäume und blockierte Straßen.

Die unwetterartigen Gewitter sind zwar nun Geschichte, allerdings hat im Süden bereits die nächste Unwetterlage eingesetzt. Der Grund dafür ist, dass die Gewitter vom Vortag in Dauerregen übergegangen sind, der bis zum Mittwoch anhält. Dieser hat seine Ursache in der oben genannten Kaltfront von Tief TIBA. Die Luftmassengrenze hat zwar mittlerweile den Voralpenraum erreicht, kommt aber zunächst nicht weiter südwärts voran. Damit verbleiben auch die Reste der feuchtwarmen Luftmasse zwischen Donau und Alpenrand. Dementsprechend muss im Tagesverlauf bis in die Nacht zum Mittwoch hinein wiederholt mit schauerartig verstärkten Niederschlägen gerechnet werden, die auch weiterhin von Blitz und Donner begleitet sein können. Dabei sind in kurzer Zeit große Niederschlagssummen von 15 bis 25 l/qm zu erwarten, lokal auch darüber. Durch das wiederholte Auftreten und die Andauer der Starkniederschläge wurde als Zusammenfassung eine Unwetterwarnung vor Dauerregen ausgegeben, deren Gültigkeitszeit 30-stündig bis Mittwoch 08 Uhr läuft. In diesem Zeitraum werden Mengen zwischen 50 und 80 l/qm erwartet, lokal auch bis 100 l/qm. Rund um den Bodensee in Baden-Württemberg fällt der Dauerregen nach jetziger Prognose nicht ganz so intensiv aus. Dort sind aber immerhin auch Mengen zwischen 40 und 70 l/qm in 30 h möglich.

Und wie geht es weiter? Nachdem die Kaltfront im Laufe des Mittwochs endgültig über die Alpen nach Süden abgezogen ist, gelangt Deutschland in den Einflussbereich maritimer Luftmassen polaren Ursprungs. Die Folge sind neben einem deutlichen Temperaturrückgang häufige Schauer und auch einzelne Gewitter, die aber nicht mehr so kräftig ausfallen werden.
Zum kommenden Wochenende beginnend ab Freitag gibt es dann wieder einen deutlichen Trend nach oben, was die Temperaturen und die Sonnenanteile betrifft. Ob dieses Sommerintermezzo diesmal von längerer Dauer sein wird, bleibt nach der aktuellen Modelllage allerdings fraglich. Wenigstens fallen die Schönwetterabschnitte aber derzeit auf die Wochenenden...

Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.07.2016

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