Bilanz eines Unwetterwochenendes

Lange ließ das sommerliche Wetter hierzulande auf sich warten und dann zeigte es sich in den letzten Tagen mit aller Macht: Hitze, Schwüle und teils kräftige Gewitter.

Begonnen hatte die kurze, aber intensive Hitzewelle am vergangenen Donnerstag. Zwischen einem Hochdruckgebiet über Osteuropa und tiefem Luftdruck über dem Westen Europas wurde mit einer südlichen Strömung heiße Luft aus dem Nordwesten Afrikas und dem Südwesten Europas zu uns geführt. Dadurch gab es vielerorts Höchsttemperaturen über 30 Grad. Am heißesten war es am Donnerstag in Obersulm-Willsbach (BW) mit 35,7 °C. Am Freitag wurde dieser Wert noch übertroffen. In Berlin-Kaniswall stieg die Temperatur auf 36,4 °C an, übrigens ein neuer Rekord für den Monat Juni. Am gestrigen Samstag hatte sich die heiße Luft schließlich in den Osten Deutschlands zurückgezogen. Etwa von der Müritz bis nach Ostsachsen gab es nochmal verbreitet über 30 °C. Spitzenreiter war nochmals die Station Berlin-Kaniswall mit 35,1 °C.

Die teils extreme Hitze entlud sich schließlich vielerorts in kräftigen Gewittern mit großem Hagel, Sturm und sintflutartigen Regenfällen. Dabei wurden regional teils erhebliche Schäden angerichtet. Hinzu kamen zahlreiche Verletzte. Auch viele Freiluftveranstaltungen fielen buchstäblich ins Wasser.

Am Freitag waren besonders Gebiete in Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein betroffen. In Groß Berßen in Niedersachsen fielen über 100 mm Regen innerhalb von 2 Stunden. Das sind Niederschlagssummen die normalerweise innerhalb eines ganzen Monats fallen. Aber auch sonst gab es einige Gegenden in denen über 50 mm in kurzer Zeit vom Himmel kamen. Am gestrigen Samstag verlagerten sich die kräftigsten Gewitter allmählich in den Osten und Südosten Deutschlands. Dort gab es neben starken Regenfällen bis zu 5 cm große Hagelkörner.

Nachfolgend sind einige der höchsten Tagessummen aufgelistet, die an den Beobachtungsstationen des Deutschen Wetterdienstes gemessen wurden:

Groß Berßen (NI) 151 mm

Ochsenhausen (BW) 91 mm

Xanten (NW) 89 mm

Hahausen (NI) 78 mm

Grainet-Rehberg (BY) 78 mm

Selters (HE) 70 mm

Münster/Osnabrück (NW) 66 mm

Lam-Lambach (BY) 65 mm

Cunnersdorf Schönteichen (SN) 57 mm

Zu den weiteren Begleiterscheinungen der Gewitter zählten kräftige Böen. Oft kam es zu Sturmböen um 80 km/h (Bft 9), teilweise auch zu schweren Sturmböen über 90 km/h (Bft 10), wodurch zahlreiche Bäume entwurzelt wurden. Noch heftiger wurde der Wind in Boltenhagen, wo in der Nacht zum Freitag beim Durchzug eines Gewitters extreme Orkanböen bis 156 km/h registriert wurden.

Das turbulente Wetter ist nun erst mal vorbei. Die heiße Gewitterluft wurde mit Durchzug einer Kaltfront endgültig Richtung Osten aus Deutschland verdrängt. Stattdessen ist merklich kühlere Luft vom Atlantik eingeflossen, die uns auch in den kommenden Tagen erhalten bleibt. Im Nordwesten gibt es heute gelegentlich Schauer. Dabei sind auch Gewitter möglich, die aber bei weitem nicht mehr so kräftig ausfallen wie zuletzt. Vom östlichen Alpenrand bis zum Bayerischen Wald kommt heute teils länger anhaltender Regen auf.

Zu Beginn der neuen Woche bleibt es in der Nordhälfte wechselhaft mit einzelnen Schauern, im Süden zeigt sich sogar längere Zeit die Sonne.

Dipl.-Met. Johanna Anger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.06.2016

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