Und es war doch nicht alles schlecht!

Wetterschlagzeilen gab es in den vergangenen Tagen zuhauf und meist kam das Thema "Wetter" nicht sehr gut davon. Doch wem kann man es verübeln, sehnt sich doch der Großteil der Bevölkerung mit Sicherheit endlich nach Wärme und Sonnenschein nebst einem fortschreitenden Ergrünen und Aufblühen der Natur. Ein Autofahrer möchte sich Ende April nun wirklich nicht mehr mit Themen wie "Schnee und Glätte" auseinandersetzen müssen und dabei vielleicht ein zu frühes Abmontieren der Winterreifen bereuen, während um ihn herum kräftiger Flockenwirbel für ein eher winterliches Ambiente sorgt. Auch möchte man zu dieser Jahreszeit nicht Abend für Abend mit großen Sorgenfalten im Gesicht dem Quecksilber des Außenthermometers beim Fallen zuschauen, um, wenn möglich, die Pflanzen rechtzeitig vor dem Erfrieren zu schützen. Spargelzeit sollte auch keine Bodenfrostzeit mehr sein und Winterbekleidung inklusive Handschuh und Schal sollten doch bereits vor einigen Wochen unter der Annahme eingemottet worden sein, dass man den letzten Zuckungen des scheidenden Winters auch ohne diese Bekleidungsstücke trotzen könnte.

Unbekannt sind solche Kaltluftausbrüche im April aber nicht, und auch wenn Deutschland doch sehr hartnäckig davon beeinflusst wurde- es ist April und der Kampf der Kalt- und Warmluftmassen um die Vormachtstellung ist zu Recht in vollem Gange. 2012 zum Beispiel triumphierte zu dieser Zeit Warmluft aus dem Mittelmeerraum und sorgte für sommerlich warmes, teils sogar heißes Aprilfeeling. Das ist das Markenzeichen unserer mittleren Breiten - oft wechselhaftes Wetter mit entsprechenden Temperaturschwankungen.

Doch ist das Aprilwetter wirklich so schlecht gewesen? Der Jahreszeit und zunehmenden Kraft der Sonne entsprechend brodelte es tagsüber deutschlandweit sehr kräftig in der Wetterküche. Dank der klaren arktischen Luftmasse konnte man sich eines tiefblauen Himmels erfreuen, der zeitweise von den Schauer- oder Gewitterwolken in ein kräftiges Weiß oder Grau getaucht wurde. Besonders schön sahen die Fallstreifen aus, die je nach Sonnenstand oder Niederschlagsform mal gleißend weiß, mal dunkel am Himmel zu sehen waren. Fallstreifen, auch unter dem Namen "virga", lat. Zweig bekannt, haben mehrere Definitionen, die in ihrer Kernaussage jedoch das Gleiche beschreiben: Fallender Niederschlag, gewöhnlich als Schnee, der vor Auftreffen auf die Erdoberfläche verdunstet oder sublimiert. Die letzten Tage waren - wenig überraschend - nicht nur in Bodennähe, sondern auch in der gesamten mittleren Troposphäre von sehr niedrigen Temperaturen gekennzeichnet. Durch die unzähligen Aufwindschlote der hochreichenden Cumuluswolken konnte genug an Schneekristallen oder gar Graupel gebildet werden, die in Form schöner Fallstreifen in Richtung Erdboden gelangten und als Vorboten für drohendes Ungemach in Form von Regen oder Graupel anzusehen waren.

Die klare Polarluft sorgte in den Abendstunden auch für facettenreiche Sonnenuntergänge, wobei die noch angestrahlte, jedoch allmählich nachlassende Bewölkung vom Tage dieses Farbenspiel noch verstärkte. Pollenallergiker dürften diesen Wetterabschnitt jedenfalls als angenehm empfunden haben, wurde doch in der frischen Meeresluft in Verbindung mit zahlreichen Niederschlägen der Pollenflug sehr stark gedämpft. Es sei auch noch ein Spaziergang an der frischen Luft erwähnt, der nicht nur die Lebensgeister wieder weckt, sondern auch laut psychologischer Untersuchungen das Wohlbefinden beim Menschen steigert. Zuletzt soll wie so oft auch die Ästhetik nicht zu kurz kommen, denn ein Blick vom Satelliten aus zeigte die schöne Seite eines solchen Schauerteppichs (siehe Zellularstruktur der Bewölkung in der Abbildung).

Letztendlich kann man am Wetter nichts ändern, man muss sich einfach auf die entsprechenden Wetterkapriolen einstellen. Aus meteorologischer Sicht sei gesagt: "Schlimmer (sprich kälter) als in dieser Woche kann es nun wirklich nicht mehr werden."


Dipl.-Met. Helge Tuschy
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.04.2016

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