Schnee bis in tiefe Lagen: Kälteeinbruch auf dem Höhepunkt

Letztendlich wenig überraschend, aber nicht minder bemerkenswert: In der vergangenen Nacht kam es gebietsweise zu kräftigen Niederschlägen, die mitunter bis in tiefe Lagen in Schnee übergingen. Vor allem im Bergland sorgt wiederholter Schneefall für einen winterlichen Eindruck, wie es der vergangene Winter nur selten zu vermitteln vermochte. Zu verdanken haben wir das teils winterliche Wetter Tief UTA mit Zentrum über der Deutschen Bucht, dessen Kaltfront Deutschland zurzeit südwärts überquert. Rückseitig schaufelt UTA nochmal einen Schwall kalter Polarluft arktischen Ursprungs nach Mitteleuropa. UTA macht indes kaum mehr Anstalten, größere Strecken zurücklegen zu wollen. Vielmehr verbringt sie ihren Lebensabend in hiesigen Gefilden. Dementsprechend darf man sich auch über die Wochenmitte hinaus über wechselhaftes, nasskaltes, im Bergland zeitweise winterliches Wetter freuen - oder sich darüber ärgern.

Ein Blick auf die Meldekarte (zu finden auf
http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2016/4/26.html) von Dienstagmorgen für die Höhe der Schneedecke zeigt die Regionen, die in der vergangenen Nacht von Schneefällen betroffen waren. Von einer zierlichen "Puderschicht" von wenigen Zentimetern (z. B. Bad Marienberg/Westerwald 2 cm) über eine respektable rodeltaugliche Schneedecke (z. B. Michelstadt-Vielbrunn/Odenwald 7 cm) bis hin zu einer veritablen, hochwinterlichen Neuschneeauflage (Börfink/Hunsrück 10 cm und Neuhaus am Rennweg/Thüringer Wald 16 cm) ist alles vertreten. In tiefen Lagen reichte es häufig aber nur für eine kurzzeitig bestehende, durchbrochene Schneedecke. Eine Ausnahme bildet Schleswig-Holstein. In Schleswig (2 cm) und Nettelsee (2 cm) hielt sich zumindest bis zum Meldetermin um 8 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit jeweils eine geschlossene Minischneedecke.

Im Süden schneite es im Gegensatz dazu zunächst meist nur in den Hochlagen. Dort kamen aber durchaus gewaltige Neuschneemengen zusammen. In Baiersbronn-Ruhestein wuchs die Schneedecke um 25 cm auf nun insgesamt 30 cm an. Mit Ankunft und Durchzug der Kaltfront bis Dienstagabend sinkt auch im Süden die Schneefallgrenze ab. Oberhalb von 400 bis 600 m darf man dann 1 bis 5 cm Neuschnee erwarten, in Staulagen des höheren Berglands bis 10 cm. An den Alpen schneit es gebietsweise bis Mittwoch anhaltend, sodass dort mit noch höheren Mengen gerechnet werden muss.

Vielerorts hört man, die aktuelle Wetterlage sei so noch nie oder seit "Ewigkeiten" nicht mehr dagewesen. Aus meteorologischer Sicht ganz nüchtern betrachtet, sind solche Kaltlufteinbrüche Ende April oder gar Anfang Mai keine Seltenheit. Allerdings kann man jetzt schon sagen, dass der Derzeitige mehrere Qualitätsmerkmale vereint. Die Andauer über mehrere Tage, die Intensität hinsichtlich der herangeführten Kaltluftmasse und die Tatsache, dass es immer wieder auch Schnee bis in tiefe Lagen gibt, macht den aktuellen Kaltlufteinbruch zu einem zumindest bemerkenswerten. Und bis Ende der Woche müssen uns damit leider auch noch abfinden.

Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.04.2016

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